Diese Frage klärt Experte Frank May im Interview
Doch nicht nur dieses Thema wird in unserem Videobeitrag behandelt.
Wie sieht der Markt bei diesen besonderen Immobilien aktuell aus?
Gibt es Förderungen oder Zuschüsse, beispielsweise für Umbauten?
Sollten Sie die aktuell selbstgenutzte Immobilie verkaufen oder doch eher vermieten? Schauen Sie gerne rein.
Hat Ihnen das Video gefallen? Welche Themen zum Thema barrierefreie Immobilien möchten Sie zukünftig behandelt sehen?
Transkription:
02. Interview_FrankMay.mp4
Jörn Römer: Guten Tag, meine Damen und Herren. Guten Tag, Herr May. Wir kümmern uns heute um das Thema barrierefreies Wohnen. Zu dem Thema möchten wir Sie recht herzlich begrüßen. Mein Name ist Jörn Christian Römer. Ich bin hier derjenige, der die Experten zu Wort kommen lassen darf. Und zu diesem Experten möchte ich auch gleich überleiten. Frank May arbeitet für Nowo Immobilien, kümmert sich dort auch um die Vermarktung und sitzt dort auch durchaus mit Entwicklern von Barrierefreies Wohnen zusammen. Schönen guten Tag, Herr May.
Frank May: Schönen guten Tag, Herr Römer. Danke für die nette Einladung und die warmen Worte im Vorfeld.
Jörn Römer: Sie sind ja auch nicht nur Experte zu dem Thema, sondern Sie sind ja hier eigentlich auch so ein bisschen der Gastgeber. Also was heißt ein bisschen, Sie sind der Gastgeber, nämlich Nowo ist die Initiatorin der Webseite, auf der wir uns hier befinden. Was hat Sie denn dazu bewegt, diese Initiative zu ergreifen?
Frank May: Wir haben hier im Maklerhaus Nowo in den letzten Jahren festgestellt, dass wir zunehmend mit Objekten zu tun haben von Menschen, die außerhalb in den 70er und 80er Jahren sich große Häuser gebaut, gekauft haben, ihre Kinder dort hatten. Die sind zur Schule gegangen und mittlerweile ist das Haus etwas leerer geworden. Die Räumlichkeiten werden nicht mehr genutzt, der Garten ist groß, man kommt in ein Alter, wo man sagt, „Muss ich das alles? Will ich das alles noch so pflegen?“ Dazu kommt, dass wir zunehmend in einer Gesellschaft leben, die älter wird, wir aber auch auf einen gewissen Komfort nicht verzichten wollen und daraus sich der Wunsch bildet, sich vielleicht eine schöne Wohnung zentrumsnah zu kaufen oder zu mieten, die dann barrierefrei ist, sodass man dann auch im Alter, wenn es vielleicht ein bisschen schwieriger wird, noch sehr schön wohnen kann.
Jörn Römer: Barrierefrei. Also wir sind ja hier im niedersächsischen Raum. Wo sind Sie denn hauptsächlich unterwegs?
Frank May: Wir sitzen zentral in Braunschweig mit unserem Unternehmen und bedienen den Markt, der so etwa 100-150 Kilometer um Braunschweig herum liegt. Wir arbeiten hier zusammen mit Bauträgern und Projektentwicklern, aber auch direkt mit Kunden, wenn sie Fragen zu diesem Thema haben, speziell barrierefrei. Das kommt auch zunehmend in der Gesellschaft an. Das heißt, in den letzten 40 Jahren wird mehr und mehr über das Thema barrierefrei nachgedacht. Nicht nur im Zusammenhang mit körperlichen Behinderungen oder Gebrechen, sondern auch speziell vor dem Hintergrund des zunehmenden Alters der Menschen.
Jörn Römer: Das wollte ich gerade sagen. Sie haben das Alter angesprochen und das ist eben so. Barrierefrei hat ja im Prinzip die Bedeutung, dass ich mich gut durch meine Räumlichkeiten bewegen kann und dass diese an meine bestimmten Bedürfnisse angepasst sind. Wie unterscheiden sich denn die Bedürfnisse zwischen zum Beispiel altersgerechtem Wohnen und dem Wohnen mit Handicap? Gibt es dort eigentlich überhaupt große Unterschiede?
Frank May: Ja, es gibt schon sehr große Unterschiede. Es kommt immer auf den Grad der Einschränkungen der jeweiligen Person an. Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass jemand Rollstuhlfahrer ist, müssen wir quasi schon vor dem Objekt anfangen. Das heißt, wie ist die Zuwegung? Wo kann ich das Auto parken? Wie komme ich da ran? Habe ich Platz, gegebenenfalls einen Rollstuhl ein- oder auszuladen? Wie ist die Zuwegung zum Hauseingang? Wie entsorge ich ganz banal meinen Müll? Ja, wie komme ich da ran? Komme ich mit einem Fahrstuhl in meine Wohnung? Muss ich über Rampen fahren? All diese Themen spielen im Außenbereich eine wichtige Rolle. Im Innenbereich ist es dann so, dass es darum geht, dass eine Wohnung barrierefrei ist. Das ist sehr subjektiv, weil jede körperliche Behinderung anders aussehen kann. Wenn wir es nur auf das Alter reflektieren, reicht es, wenn wir eine Wohnung barrierearm gestalten. Das heißt, es könnten vielleicht noch irgendwo kleine Schwellen sein. Eine typische Schwelle ist immer vom Wohnraum auf den Balkon oder die Terrasse. Da hat man meistens so eine kleine Schwelle. Das kann man gegebenenfalls mit einer Gehhilfe oder ähnlichem noch überschreiten. Dann geht es immer um das Thema Türbreiten. Es gibt einen normalen Rollstuhl, der passt durch eine normale Tür.
Es gibt aber Spezialrollstühle, da müssen die Türen verbreitert werden. Dann geht es natürlich um das Thema Nassbereich und auch das Thema Küche. Diese müssen in irgendeiner Form angepasst werden. Da macht es Sinn, sich frühzeitig mit Menschen zusammenzusetzen und Spezialisten zu Rate zu ziehen, die das mit einem planen und umsetzen. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist auch immer, dass es nicht nur darum geht, einen Bereich zu erreichen, sondern dass man sich in diesem auch bewegen kann. Eine Dusche ist da so ein typisches Beispiel. Nicht nur, dass ich in eine Dusche reinkomme, sondern ich muss mich in dieser nachher noch bewegen können. Das sind so Themen, die oftmals ein Stück weit vergessen werden, wenn man in diese Planungen einsteigt. Und da leisten wir dann Hilfe. Aber auch in anderen Bereichen können wir Hilfestellung geben bei Immobilien, die noch im Bestand bleiben, die auch weiterhin genutzt werden sollen. Wir können Spezialisten vermitteln, die beispielsweise Treppenlifte einbauen oder andere Möglichkeiten schaffen, um eine Bestandsimmobilie barrierefrei zu erschließen. Diese Möglichkeiten gibt es auch.
Jörn Römer: Bei dem, was Sie da gerade gesagt haben, bin ich mal so in Gedanken durch meine Wohnung gegangen und dachte, „Oh, die ist ganz schön wenig barrierefrei.“ Das hat nicht nur mit den Stufen zu tun, sondern auch mit Türen. Dinge, die ich tatsächlich nicht so bewusst in meinem Alltag betrachte, aber die entscheidend sein können.
Frank May: Genau. Wir haben das durch unsere Tätigkeit in diesem Segment festgestellt und haben uns da sehr darauf spezialisiert, worauf wir achten müssen, wenn wir mit solchen Personenkreisen zu tun haben und diese dann darauf hinweisen, was in ihrem speziellen Fall Sinn macht. Da geht natürlich immer eine Analyse voraus, das heißt, was ist möglich, was wünschen sich die Leute, oder aber auch, was können sie denn überhaupt? Also, wo macht es Sinn? Wo macht es auch lokal Sinn, so etwas zu machen? Eine barrierefreie Wohnung, die außerhalb eines Zentrums liegt, mag auch sehr schön sein, aber ich muss dann doch wieder organisieren, wie komme ich von da aus in ein Zentrum? Schön ist es, wenn ich irgendwo eine barrierefreie Wohnung habe, wo ich dann im Umfeld auch Einkaufsmöglichkeiten habe, wo ich Ärzte im Umfeld habe, wo ich eine gute Verkehrsanbindung habe. Auch Infrastruktur spielt da eine große Rolle.
Jörn Römer: Bei dem, was Sie gerade erzählt haben zum Thema barrierefreie Wohnung, bin ich mal so im Kopf durchgegangen, was ich bei meiner Wohnungssuche vorgefunden habe. Da wäre jetzt sehr wenig barrierefrei gewesen. Wie sieht denn der Markt eigentlich gerade aktuell aus beim Bestandsbau oder auch beim Neubau?
Frank May: Fangen wir mal bei den Bestandsimmobilien an. Es ist zwar zunehmend in den letzten Jahren gebaut worden und das Thema barrierefrei wurde auch umgesetzt, meistens sind das Wohnungen, die sich im Bereich des Erdgeschosses befinden, damit die Bauträger sich die Fahrstühle sparen können. Es gibt auch Nachrüstungsmöglichkeiten, da sind auch Zugänge schon gemacht worden, die großzügiger sind, als sie früher waren. Das heißt, je neuer das Baujahr, umso wahrscheinlicher ist es, dass ich da eine Wohnung finde, die dem entspricht, was ich suche. Was den Neubau anbelangt, ist es so, dass wir Kunden haben und dies auch empfehlen, in einer frühen Phase der Planung mit uns Kontakt aufzunehmen, sodass man noch Veränderungen am Objekt oder speziell in der Wohnung vornehmen kann. Das wird zunehmend auch getan. Dennoch ist der Markt, was barrierefreies Wohnen anbelangt, weil es auch eine gute infrastrukturelle Lage bedarf, recht umkämpft und die Objekte sind von den Bauträgern oft nicht ganz günstig und leider auch nicht so zahlreich am Markt. Wir würden uns da viel mehr wünschen.
Jörn Römer: Ist es denn so, dass die aktuelle Situation beim Neubau, also es wird ja immer darüber gesprochen, dass Neubau gerade relativ teuer ist, dazu führt, dass bei solchen Themen gespart wird? Wie sehen Sie das?
Frank May: Es kommt darauf an. Man geht heute davon aus, dass, wenn man mit professionellen Unternehmen zu tun hat, im Vorfeld schon Analysen gemacht werden und geguckt wird, wer da wohnen soll und für wen man baut. Auch was die Kosten der Objekte anbelangt, wird oft zielgruppengesteuert geplant. Wenn man sagt, Barrierefreiheit ist eine große Zielgruppe, die wir gerne ansprechen möchten, dann wird das auch schon umgesetzt. Das schlägt sich im Preis nieder, ist aber auch eine gute Investition in komfortables Wohnen im Alter.
Jörn Römer: Ich denke da gerade, weil Sie es ansprechen. Wohnen im Alter. Angenommen, ich gehe auf ein Silver-Ager-Alter zu oder bin schon ein Gold-Ager und wohne in der eigenen Immobilie. Wie gehe ich da ran? Wie teste ich das? Was würden Sie empfehlen? Denn eine grundsätzliche Aussage, ob ich jetzt zum Beispiel verkaufen und neu kaufen sollte, kann man ja wahrscheinlich nicht machen. Wie gehen Sie mit Ihren Kunden in dieser Situation um?
Frank May: Es fängt natürlich immer damit an, dass sich jeder für sich im Vorfeld Gedanken machen sollte, was er will und wie er sich das vorstellt. Die Frage ist auch, wie ich dann die nächsten Jahre verbringen möchte und wie viel Arbeit mir das macht. Am Ende des Tages muss man dann mit uns gemeinsam überlegen, ob ein Verkauf, ein Umbau, eine Modernisierung oder auch eine Nutzung, wie ich sie bisher gemacht habe, infrage kommt. Wenn man dann überlegt, etwas zu verkaufen, ist es wichtig, dass man sich vorher Gedanken darüber macht, wo man hin möchte und wie man wohnen möchte. Wir helfen dann bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie, die möglichst viele Wünsche erfüllt und barrierefrei ist. Wir setzen uns dann zusammen, schauen uns die Immobilie an, machen ein Wertgutachten und überlegen gemeinsam mit dem Kunden, wie wir das dann am besten umsetzen. Natürlich begleiten wir den ganzen Prozess bis zum Ende und stehen auch danach noch zur Verfügung. Das machen wir übrigens auch, wenn Kunden sich entscheiden, ihre Immobilie zu behalten und sie umzubauen. Auch da können wir beratend tätig sein und helfen, dass der Umbau so abläuft, wie es der Kunde sich wünscht.
Jörn Römer: Das war ein sehr umfangreicher Einblick in das Thema barrierefreies Wohnen. Ich bedanke mich bei Ihnen für das Gespräch und die vielen Informationen.
Frank May: Ich danke Ihnen, Herr Römer. Es hat mich gefreut, Ihnen diese Einblicke geben zu können.
Jörn Römer: Und damit verabschieden wir uns aus dem Studio. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.